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Großrevision am PSKW Hintermuhr pünktlich zum 25-Jahre Jubiläum abgeschlossen6 min read

29. August 2016, Lesedauer: 4 min

Großrevision am PSKW Hintermuhr pünktlich zum 25-Jahre Jubiläum abgeschlossen6 min read

Lesedauer: 4 Minuten

Die zentrale Anlage der Kraftwerksgruppe Lungau wurde 1991 in der ersten Ausbaustufe in Betrieb genommen und im Jahre 2008 um eine Pump-Turbine erweitert.

Das Pumpspeicherkraftwerk Hintermuhr ist mit einer installierten Leistung von 104 MW das größte Kraftwerk der Salzburg AG.Im 25. Jubiläumsjahr der Anlage wurde nun eine umfangreiche Großrevision durchgeführt. Das Maßnahmenpaket sah hauptsächlich die Revision der Maschinengruppe 1 und der dazugehörigen Komponenten vor. Dazu begleitend wurde das Leitsystem auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Insgesamt sechs Monate investierte die Salzburg AG um das Kraftwerk Hintermuhr wieder fit für die nächsten Jahrzehnte zu machen.

Die Salzburg AG ist Salzburgs größter Energieversorger und Stromproduzent. Ihre Geschichte reicht – mit der Gründung der städtischen Elektrizitätswerke in Salzburg – bis ins Jahr 1887 zurück. In einer späteren Fusion mit der im Jahr 1920 gegründeten SAFE (Salzburger Aktiengesellschaft für Energiewirtschaft) entstand so die heutige Salzburg AG. Das heute moderne und im Verkehrs- und Telekommunikationssektor diversifizierte Unternehmen setzt dabei auf Regionalität und erneuerbare Energien – besonders aber auf die Wasserkraft: „Wir arbeiten mit verschiedenen Projekten an der Erschließung von erneuerbaren Energiequellen im Land Salzburg und prüfen dabei ein breites Spektrum von Wasserkraft über Photovoltaik bis zur Biomasse. Dabei ist Wasserkraft heute nach wie vor die wirtschaftlichste Form der erneuerbaren Stromerzeugung“, so Leonhard Schitter, Vorstandsprecher der Salzburg AG. Wichtiges Fundament für die Wirtschaftlichkeit der Wasserkraft ist dabei die regelmäßige Instandhaltung von Bestandskraftwerken. Ende 2015 stand für die Salzburg AG die Großrevision des Pumpspeicherkraftwerks Hintermuhr auf dem Programm – die leistungsmäßig größte Anlage der Lungauer Kraftwerksgruppe im Süden des Bundeslandes.

25-Jahre Hintermuhr
Diese besteht aus vier Kraftwerken: Dem KW Murfall, KW Rotgülden, KW Zederhaus und dem PSKW Hintermuhr. Zusammen besitzt die Kraftwerksgruppe Lungau eine installierte Leistung von 119.680 kW. Das Kraftwerk Hintermuhr vereint dabei eine Leistung von 104.000 kW auf sich.
Das Kavernenkraftwerk Hintermuhr liegt im östlichen Lungauer Murtal und wurde im Jahre 1991 in der ersten Baustufe mit einer Leistung von 36.000 kW in Betrieb genommen. Als Speicherkraftwerk nutzt es das Wasser des Rotgüldensee und weiterer Murzubringer. Vom Rotgüldensee gelangt das Wasser über eine Strecke von sechs Kilometer und einem Höhenunterschied von etwa 600 m zum Krafthaus. In den Jahren 2006 bis 2008 wurde Hintermuhr in der zweiten Ausbaustufe zu einem Pumpspeicherkraftwerk (PSKW) ausgebaut. Als unteren Speicher nutzt das Kraftwerk seither den Öllschützenspeicher, der früher zum Kraftwerk Murfall gehörte. Zwischen dem Staubecken und der Kraftkaverne wurde hierfür ein 1.720 Meter langer Druckstollen geschlagen. In der Kaverne selbst wurde eine reversible Francis-Pumpturbine mit einer Leistung von 70MW eingebaut. Sie erzeugt im Turbinenbetrieb mit Wasser aus dem Rotgüldensee Strom. Im Pumpbetrieb befördert sie das im Öllschützenspeicher zwischen gelagerte Wasser in den Rotgüldensee zurück. So steht jederzeit Wasser für die kurzfristige Erzeugung von Spitzenstrom zur Verfügung. „Für das reibungslose Funktionieren der Stromversorgung muss immer genau so viel Strom erzeugt werden wie gerade verbraucht wird. Das Kraftwerk Hintermuhr mit der Pumpspeicheranlage liefert einen wesentlichen Beitrag dazu, die Strommenge dem jeweiligen Bedarf anzupassen“, so Ing. Johann Fuchsberger, Leiter der Kraftwerksgruppe Lungau von der Salzburg AG. In diesem Jahr feiert das PSKW Hintermuhr nun ihr 25 jähriges Jubiläum. Gleichzeitig mit dem Jubiläumsjahr stand auch eine Großrevision des Kraftwerks an.

Revision des Laufrades
Im Fokus stand dabei die seit 1991 in Betrieb befindliche Maschinengruppe 1 und die gesamte Leittechnik der Anlage. Der Startschuss für die Großrevision fiel im September 2015. Die Pelton-Turbine wurde im ersten Schritt zerlegt. Sämtliche Verschleißteile, wie beispielsweise Dichtungen, wurden komplett getauscht. Größere Komponenten wie das Laufrad und der Kugelschieber wurden zur Revision verschickt. Die Revision des Pelton-Laufrads wurde in den eigenen Fachwerkstätten der Salzburg AG durchgeführt. Mittels Aufschweißen und Abschleifen wurde das Laufrad wieder in Form gebracht, damit es beste Wirkungsgrade erzielen kann. Der Kugelschieber wurde von der Firma Bilfinger VAM GmbH in Linz generalüberholt.

Neue Wicklung für Generator
Zeitgleich wurde auch der dazugehörige Generator demontiert. Dafür wurde das Gehäuse abgenommen, die beiden Statorhälften voneinander getrennt und der Rotor entnommen. Die je rund 35 t schweren Statorhälften wurden anschließend zur Firma Stork nach Regensburg transportiert. Dort wurden sie einer Vorprüfung unterzogen. Daran anschließend hat man die bestehenden Wicklungen aus dem Blechpaket ausgebaut. Dabei gab es enorme Probleme die Einbettungsmasse der Wicklungsstäbe aus den Ständernuten zu entfernen. Als Konsequenz daraus musste das Material mit einem enormen zeitlichen Aufwand und allerlei technischen Kniffen abgelöst werden. Als dieser Schritt erfolgreich abgeschlossen werden konnte, wurde das zweiteilige Ständerblechpaket gereinigt und geprüft. Schlussendlich konnte mit der Neuwicklung begonnen werden, die Anfang Dezember abgeschlossen wurde. Für die Statorhälften ging es anschließend per Schwer­­­transport wieder zurück ins Werk.

Schwierige Montagearbeiten
Der Rotor wiederum wurde von den Fachleuten der Salzburg AG und der  Firma Stork im Krafthaus revisiert. Zur Überprüfung der mechanisch hoch beanspruchten Komponenten des Polrades, mussten alle Pole abgebaut werden. Danach wurden sowohl Polkörper als auch Rotornabe eingehend visuell und mittels PT- und MT-Prüfung geprüft. Nach Abschluss dieser Arbeiten konnte Ende Dezember mit der Montage des Generators begonnen werden. Aufgrund der Größe des Generators war dies aber kein leichtes Unterfangen. Zuerst wurde die Statorunterhälfte wieder in Position gebracht und montiert. Darauf wurde der revisierte Rotor montiert. Danach erfolgte der heikle Teil der Montagearbeiten – das Aufsetzen der Statoroberhälfte. Die Herausforderung war dabei, das tonnenschwere Gewicht mit dem Hallenkran auf wenige zehntel Millimeter genau zu steueren. Zudem war es dabei wichtig, dass die Wicklungen genau ineinander passen.

Gerüstet für die Zukunft
Am 23. Dezember 2015 konnten die Arbeiten am Generator schließlich erfolgreich abgeschlossen werden. Neben der maschinentechnischen Revision wurde im PSKW Hintermuhr auch die gesamte Steuer- und Regelungstechnik einem technischen Update unterzogen. Die Automatisierung und Einsatzsteuerung der Maschine 1 wurde mittels redundanter SICAM-AK2 Technik aus dem Hause Siemens umgesetzt. Für die Visualisierung der Betriebszustände beider Maschinen, sowie der Kraftwerkgruppe Lungau,  wurde das Wartenleitsystem SCALA250 installiert. Siemens zeichnet außerdem für die Lieferung sämtlicher elektrischer und mechanischer Schutzkomponenten verantwortlich. „Für Siemens ist das Projekt Kraftwerksgruppe Lungau, was die Automatisierung der beiden Projekte KW-Hintermuhr und KW-Zederhaus beinhaltet, ein sehr wichtiges Projekt in der Region Salzburg“, betonte Harald Kohlbacher, Projektleiter von Siemens. Um die Betriebssicherheit des Kraftwerks Hintermuhr weiter zu erhöhen, wurde eine neue Rohrbruchüberwachung installiert. Hierfür wurden zwei Durchflussmesser aus dem Hause Rittmeyer im Wasserschloss und im Krafthaus integriert.

Im Februar 2016 konnten sämtliche Arbeiten abgeschlossen, und das Kraftwerk pünktlich zum 25-Jubiläum wieder in Betrieb genommen werden.

Leonhard Schitter betonte die Wichtigkeit dieses Projekts für die Salzburg AG:  „Das Kraftwerk Hintermuhr feiert heuer sein 25-Jähriges Bestehen. Nach der Generalrevision der Maschine 1 ist eine unserer größten Anlagen wieder am neuesten technischen Stand, um den Strombedarf von rd. 43.000 Haushalten zu decken.“

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