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Neues Kraftwerk an alter Mühle4 min read

4. November 2013, Lesedauer: 3 min

Neues Kraftwerk an alter Mühle4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Zeitgleich zum Bau der neuen Niederdruckanlage am Zederhausbach wurde am Zederhauser Dorfbach ein neues Hochdruck-Kraftwerk realisiert, das bereits Ende März dieses Jahres den Betrieb aufnahm.

Mit einer zweidüsigen Peltonturbine aus dem Hause Troyer AG sorgt die Anlage für circa 1,8 Mio. kWh im Durchschnittsjahr. Als große Herausforderung im Zuge der Projektrealisierung stellte sich die Verlegung der Druckrohrleitung im schwierigen Gelände heraus. Zum Einsatz kamen dabei duktile Gussrohre DN400 aus dem Hause TRM, die einen möglichst langlebigen Triebwassertransfer sicherstellen sollen.

Früher reihten sich zahlreiche Mühlen der hiesigen Bauern entlang des wilden Dorferbachs. Einige sind bis heute geblieben, sind mustergültig restauriert und für einen Schaubetrieb wieder bestens in Schuss. Während die mechanische Nutzung entlang des Zederhauser Wildbaches große Tradition hat, ist es mit einer hydroelektrischen Nutzung nicht weit her. „Es gab hier schon immer wieder Überlegungen, ein Kraftwerk zu bauen. Aber angesichts der schwierigen Geländetopographie und der zahlreichen Geschiebe- und Murensperren hat sich bisher keiner drüber getraut“, erzählt Projektinitiator Robert Gruber. Er tat sich erneut mit seinem Kompagnon Franz Baksa  zusammen, um hier gemeinsam ein weiteres Kleinwasserkraftwerk zu realisieren.
Den Bach selbst kennt Robert Gruber schon lange. Beim Tourengehen – sagt der Lungauer – habe er gesehen, dass er auch im Winter stets reichlich Wasser führe und grundsätzlich sehr gute Voraussetzungen für die Wasserkraftnutzung mitbringe. In Zederhaus kennt man die ehemals ausgeprägte Wildheit des Gewässers nur zu gut. Die Vielzahl an Verbauungen der Wildbach- und Lawinenverbauung belegen diesen Umstand – und tragen gleichzeitig dazu bei, dass aus der Sicht des Gewässerschutzes kaum Einwände gegen eine hydroelektrische Nutzung auftauchen sollten.

KNACKPUNKT LEITUNGSTRASSE

„Hier als Auswärtiger etwas zu bauen, wäre schlichtweg unmöglich gewesen. Mein Kompagnon und ich – als Lungauer – haben aber einen sehr guten Draht zu den hier ansässigen Bauern und Mühlenbetreibern gefunden, sodass wir am Ende mit sechs weiteren Gesellschaftern das Kraftwerk am Dorferbach bauen konnten.

Was den Betreibern von Anfang an bewusst war: Die Verlegung der Druckrohrleitung über eine Länge von 1,4 km würde alles andere als einfach werden. „Großteils konnte die Leitung im Forstweg verlegt werden, im unteren Bereich verlief die Trasse allerdings auch zwischen den Wohnhäusern hindurch. Auch sehr steile Geländestufen galt es zu überwinden, und in einem Bereich mussten wir die Leitung in eine Tiefe von 5 Metern verlegen, um einen Hochpunkt in der Rohrleitung zu vermeiden“, erzählt der Betreiber.

Als Rohrtyp der Wahl setzten die Lungauer auf Rohre aus duktilem Guss DN400 aus dem Hause TRM mit einer Innenoberfläche aus Zementmörtel. Aus Sicherheitsgründen wählte man für die Verbindung der Rohre die bewährte längskraftschlüssige BLS®-/VRS®-T-Steckmuffen-Verbindung. Damit ist sichergestellt, dass die Leitung auch höchsten Belastungen standhält. Gleichzeitig garantiert sie immer noch eine Abwinkelbarkeit in den Muffen bis etwa 4 Grad. „Für uns sind nur TRM-Gussrohre in Frage gekommen, schließlich ist das eine stabile Lösung für Jahrzehnte“, so der Betreiber.

BYPASS FÜR DIE MÜHLEN

Im Gegensatz zum anderen neuen Kraftwerk in Zederhaus handelt es sich bei der Anlage am Dorferbach um ein Ausleitungskraftwerk. Bis maximal 200 l/s werden an der Wasserfassung über ein Tirolerwehr entnommen. Die Restwassermenge folgt einer dynamischen Vorgabe: Bis 100 l/s Wasserdargebot werden 20 l/s ins Bachbett dotiert, darüber hinaus dann 20 Prozent des gesamten Wasserdargebotes. Auch für den Betrieb der Schaumühlen ist im Bedarfsfall eine Abgabe vorgesehen. Zu diesem Zweck wurde an der Rohrleitung ein Abzweiger installiert, an dem 20 l/s für den Betrieb der alten Wasserräder ausgeleitet werden können.

Das Triebwasser für das Kraftwerk wird nach der Entnahme über einen Einkammer-Entsander geführt, bevor es über die 1,4 km lange Druckrohrleitung ein Bruttogefälle von 230 Höhenmeter überwindet. Das Krafthaus selbst befindet sich im Ortsgebiet von Zederhaus, knapp unterhalb des Mühlenwegs. Es bildet quasi heute einen thematischen Abschluss zu den Mühlen und einen gewünschten Kontrast zwischen alter und moderner Form der Wasserkraftnutzung.

GROSSES AUGENMERK AUF DIE OPTIK GELEGT

Auch am Bau des Krafthauses haben die Wasserkraftbetreiber aus dem Lungau nicht den Sparstift angesetzt. Das beschauliche Zentra-lengebäude wurde von einem Architekten entworfen, der in seinem Konzept sowohl Moderne als auch Tradition im Hinblick auf die Integration ins Ortsbild vereinte. Eine große Glasfront soll Interessierte dazu animieren, einen Blick auf die modernen Maschinen – auf das Herz des Kraftwerks – zu werfen. Zu sehen ist eine zweidüsige Peltonturbine vom renommierten Südtiroler Hersteller Troyer AG, die auf eine Leistung von 390 kW ausgelegt ist. Sie treibt einen direkt gekoppelten Synchrongenerator aus dem Hause Hitzinger an. Gemeinsam wird das hochwertige Maschinengespann im Regeljahr rund 1,8 Mio. kWh sauberen Strom erzeugen. Das Kraftwerk trägt somit nicht nur zur Verbesserung der ökologischen Ausrichtung in dem kleinen Lungauer Dorf bei, sondern schafft eine elegante Verbindung der immer noch sehenswerten Nutzung der Wasserkraft der Vergangenheit mit jener der Gegenwart, die letztlich auch sehenswert ist.

 

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